Hier kocht der Papst
Das „Restaurant Ratskeller“ in Schkölen bietet thüringische Küche, wenn gewünscht, auch mit exotischem Touch: Afrikanischer Wels mit Grillgemüse und Wildreis, das alles ansprechend serviert. Der Fisch wird in der Agrargenossenschaft Schkölen gezüchtet. Fotos: W. FÜHR
ZU TISCH Das „Restaurant Ratskeller“ in Schkölen setzt vor allem auf klassische thüringische Küche – Überraschungen nicht ausgeschlossen.
Zwischen Naumburg und Eisenberg gelegen, gehört Schkölen mit der inter5essanten Ruine einer Wasserburg zum benachbarten Saale-Holzland- Kreis in Ostthüringen. In der Naumburger Straße 1 befindet sich das „Restaurant Ratskeller“ im ehemaligen Rathaus der Stadt, und das seit dem 17. Jahrhundert.
Nach der Wende 1991/92 hatte der damalige Betreiber viel und mit gutem Geschmack in die völlig neue Ausstattung des Ratskellers investiert. Es hat sich bis zum heutigen Tage ausgezahlt! Damals, als vor allem zahlreiche Brauereien ihre pseudo-rustikalen Ausstattungen von der Stange wie Sauerbier anboten und aufbauen ließen, stellte man sich in Schkölen gegen diesen neuen Trend. Die schöne und individuell gefertigte Holzausstattung der Gasträume wurde von einem Traditionsunternehmen aus dem nahen Holzland hergestellt. Großformatige Bilder eines Künstlers aus Jena mit stadtgeschichtlichen Motiven in der Gaststube ergänzen die geschmackvolle Innenausstattung. Auch farbige Fenster mit historischen Motiven wurden damals extra von der Kunstglaserei Lutz Gärlich aus Naumburg für den Ratskeller angefertigt.
Seit 2011 betreibt Familie Papst das „Restaurant Ratskeller“, welches inzwischen bereits zehn Jahre nicht mehr genutzt worden war. Die beiden Päpste sind Gastronomen mit Leib und Seele und waren vor der Wende unter anderem im damals angesagten „Goldenen Löwen“ in Eisenberg tätig gewesen. Nach einer Zeit der Arbeitslosigkeit nutzten sie die Chance der Selbstständigkeit, führten zuerst eine Gaststätte in Hainichen und danach 13 Jahre das „Gasthaus am Bahnhof“ in Schkölen. Der gelernte Koch setzt vor allem auf die klassische thüringische Küche. Eine besondere Spezialität kommt als Produkt direkt aus der unmittelbaren Nachbarschaft, es ist Afrikanischer Wels.
Afrikanischer Wels? Seit 2012 züchtet die Agrargenossenschaft Schkölen einen entfernten Verwandten des einheimischen Welses, der seit geraumer Zeit in der deutschen Küche und in der gehobenen Gastronomie Einzug hält. Das leicht rötliche Fleisch von „Clarias gariepinus“ besitzt einen milden Eigengeschmack, ist von einer angenehm festen Konsistenz und nahezu frei von Gräten. Als privater Abnehmer kann man den nachhaltig gezüchteten Afrikanischen Wels ebenso wie andere regionale Produkte im Hofladen der Agrargenossenschaft direkt beziehen.
Lecker schmeckt der Afrikanische Wels im Ratskeller Schkölen, den ich auch diesmal esse. Der zuvor gereichte gemischte Salat punktet mit einer einfachen, hausgemachten Vinaigrette, welche an Großmutters Küche erinnert. Die verschiedenen Teile des Hauptgangs harmonieren hervorragend. Den Wels gibt es auf der Karte in drei verschiedenen Variationen. Als Vorspeise „Welsleber gebraten mit gebuttertem Baguette“ (6,90 €), als Hauptspeise „Welsfilet gebraten mit Grillgemüse, Salatteller sowie Wildreis“ (14,80 €) oder als „Welsspieß auf Blattspinat, Salatteller sowie Wildreis“ (14,80 €).
Die positiv überschaubare Karte bietet unter anderem bei den Hauptgerichten Hirschbraten, Rinderroulade, Kaninchenrollbraten oder zarte Gänsekeule – alles mit Thüringer Klößen. An verschiedenen Sonn- und Feiertagen gibt es im Ratskeller über das Jahr verteilt zusätzliche und nur an diesem Tag verfügbare Mittagsangebote auf Vorbestellung. Gänse-, Karpfen-, Lamm-Haxenoder Spargelgerichte darf man dann aber nicht nur in den zwei schönen Gasträumen essen, man kann sie auch nach Hause mitnehmen.
Wieland Führ/ 30.-31.12.2017/ Burgenland Journal
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